Der GOVTECH Gipfel des Handelsblattes

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Ein Abschied vom „Ja, aber – Prinzip“!?

Am 19. und 20. Februar trafen sich die Topentscheider für die Digitalisierung der Verwaltungen auf Einladung des Handelsblattes in Berlin. Auch Hagenow war exklusiv vertreten, da Google das Event nutzte, um unser gemeinsames Projekt des regionalen Business Chats Bots in Form eines Videoclips in ihrer Masterclass vorzustellen.

Wir Teilnehmer erlebten auf den verschiedenen Bühnen engagierte, teilweise mit Visionen ausgestattete und umsetzungswillige Ministeriale, angefangen beim CDO des Bundes, des bayerischen Digitalministers oder der Staatssekretärin im Innenministerium der Landes MV.

Das eigentliche Problem liegt tiefer. Wo immer eine Verwaltung einen Veränderungsprozess ins Leere laufen lassen möchte, so tut sie es niemals durch frontalen Wiederstand. Natürlich ist man für Fortschritt und Innovation, aber Verwaltungsentscheidungen sind komplexer Natur und sie können tief in das Privatleben von Bürgern eingreifen, Beispiel Wohngeld. Da muss man gründlich prüfen. Will man das einer künstlichen Intelligenz (KI) übertragen? Wie soll denn überhaupt ein vollautomatischer Entscheidungsprozess aussehen? Schließlich weiß man, wenn eine KI sich ständig mit ihren eigenen Ergebnissen trainiert wird sie dümmer, sprich ihre Entscheidungsvariabilität nimmt ab und nicht zu.

Ja, wir warten schon 10 Jahre auf das vollautonome Fahren. Vielleicht verschieben wir mit einer solchen Argumentation die Digitalisierung der Verwaltung auch um 10 Jahre nach hinten.

Zum Glück gab es da noch den Vertreter der Rentenkasse.  1700 Mitarbeiter prüfen dort jedes Jahr ca. 400.000 Arbeitgeberakten in der internen Revision, ob die Rentenbeitrage ordnungsgemäß abgeführt worden sind. Problem, in wenigen Jahren werden 800 von den 1700 Mitarbeitern altersbedingt ausscheiden. Deshalb hat man eine KI entwickelt, die alle Akten vor prüft, mit dem Ergebnis, dass bei ca. 50% keine Auffälligkeiten vorhanden sind. Die KI hat eine Treffsicherheit von 99,6%. Dies bedeutet die Mitarbeiter können sich sehr viel intensiver mit den Problemen in den verbleibenden 200.000 Akten beschäftigen. Und selbst wenn sie demographisch bedingt auf 900 abschmelzen sollten, bliebe ihnen immer noch mehr Zeit zum Prüfen als vor der KI Einführung.

Problem erkannt, Problem gebannt!

Doch der beste Vorschlag kam zum Schluss des Gipfels. Andere Staaten nutzen Digitalisierung und KI zur Wirkungsmessung von politischem Handeln. Die deutsche Politik hat es bisher verstanden, sich dem zu entziehen. Wie wäre es denn, wenn wir Gesetze „auf Probe“ verabschieden und von vornherein mit einem Wirkungsscore versehen, der erreicht werden soll. Tritt die Wirkung zum Beispiel nach bis zu 3 Jahren nicht ein, tritt das Gesetz automatisch wieder außer Kraft.

Kann man das auf kommunaler Ebene mit Verordnungen und Satzungen nicht genauso machen? Wir werden dazu unser Google Team befragen.  Denn wir müssen uns daran gewöhnen, dass es in der Wissensgesellschaft für alles Lösungen gibt. Man muss sie nur wollen - das Hagenower Modell!

Für alle Ja – Aber- Philosophen, eine Lösung ist für mich ein Ergebnis, welches einen quantitativen oder qualitativen Vorteil gegenüber dem Ist- Zustand darstellt. Diese Definition sollte selbst die KI verstehen.

R. Masche