Großes Interesse am Windpark „Hagenow Ost“ Informationsveranstaltung lockt über 300 Bürger an

Nachricht vom

Volles Haus in der Hagenower „Otto-Ibs“-Halle: Das geplante Windenergievorhaben „Hagenow Ost“ bewegt die Menschen in der Stadt. 

Rund 320 interessierte Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Mitglieder der Bürgerinitiative „Natürlich Bekow“, nutzten am 14. Juli 2025 die Gelegenheit, sich aus erster Hand über das Projekt zu informieren. 

Die Vorhabenträger Stadtwerke Hagenow und MEA (WEMAG) luden zu einer Bürgerinformationsveranstaltung mit Fragerunde und Infoständen zu allen relevanten Themen wie Bürgerbeteiligung, Projektkarten, Umweltschutz und Netzinfrastruktur ein. 

Die Projektträger präsentierten nicht nur die technischen Details und den geplanten Standort, sondern gaben auch einen transparenten Einblick in die gesetzlichen Rahmenbedingungen und den mehrstufigen Ablauf des gesamten Genehmigungsverfahrens sowie die finanziellen Vorteile für die Stadt und ihre Bürger*innen.

Unter der Moderation von Norbert Bosse fand eine lebhafte Fragerunde statt, die sich intensiv mit dem Vorhaben der Errichtung von neun Windenergieanlagen im Nordosten des Stadtgebietes befasste. 

Dass das Thema Windenergie kontrovers diskutiert wird, war auch an diesem Abend deutlich spürbar. Unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen wurden offen geäußert – sowohl Befürworterinnen und Befürworter als auch Kritikerinnen und Kritiker kamen zu Wort. Die Stadt Hagenow zeigt Verständnis für beide Seiten und ist sich der polarisierenden Wirkung des Themas bewusst.

Bürgermeister Thomas Möller fasste die Intention der Veranstaltung zusammen: „Wichtig war uns, an diesem Abend einen Raum für Information, Austausch und Diskussion zu schaffen. Dies ist der erste Schritt auf einem langen Weg, ein für die Weiterentwicklung der Stadt Hagenow relevantes Projekt zu entwerfen.“

Viele offene Fragen konnten im Rahmen der Veranstaltung geklärt werden.

 

Hier eine kurze Auswahl, welche Fragen unsere Bürgerinnen und Bürger an diesem Abend bewegt haben und welche Antworten darauf gegeben wurden:

1. Wer sind die potenziellen Investoren/ Vorhabenträger?

 Die Stadtwerke Hagenow, eine 100%ige Tochtergesellschaft der Stadt Hagenow und die MEA, eine Tochtergesellschaft der WEMAG.

2. Was hat die Stadt Hagenow davon?

Das Projekt soll nur weiterverfolgt werden, wenn für die Stadt und damit unsere Einwohner ein entsprechender Nutzen gegenübersteht.

Durch eine Projektentwicklung mit unserer Tochtergesellschaft Stadtwerke soll dem Wildwuchs durch Dritte auf diesen Eignungsflächen zuvorgekommen werden. 

Für die Stadtwerke Hagenow kann dies ein neues Standbein für die Zukunft sein. Bislang produzieren die Stadtwerke selbst keinen Strom, sondern kaufen ihn selbst lediglich ein. 

Für die Stadt Hagenow könnten sich hier insgesamt Einnahmen zwischen 500.000 und 1 Mio. € pro Jahr ergeben aus Flächenpacht, Umlagen nach § 6 EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) sowie Gewinnausschüttungen der Stadtwerke. Häufig klagen Bürgerinnen und Bürger, dass sich in Hagenow wenig weiterentwickelt. Solche Einnahmen könnten eine Chance sein, bei Projekten wie Großsportanlage, Sanierungen von Straßen, Kitas und Schulen   voranzukommen. Auch in der Jugend- und Seniorenarbeit sowie bei der Feuerwehr gibt es Handlungsbedarf.

Ein Windprojekt in der Hand der Kommune ist immer eine Chance, dass die Gewinne aus erneuerbaren Energien am Ende zu 100 % an die Bürger vor Ort fließen und nicht an fremde Finanzinvestoren.

3. Welchen Nutzen gibt es darüber hinaus für Bürger der Stadt?

Neben den sozialen Aspekten der Stadt wird auch über eine direkte Investitionsmöglichkeit für Hagenower Bürger nachgedacht (z. B. Bürgerwindrad in einer Genossenschaft). Auch die Stadtwerke Hagenow wollen dann einen günstigeren Stromtarif für Hagenower Kunden ans Netz bringen.

4. Wo steht der Prozess insgesamt? Ist es bereits sicher, dass wir in Hagenow Windräder bekommen?

Zum jetzigen Zeitpunkt ist das keinesfalls sicher. Dieses mehrjährige Projekt steht seit wenigen Monaten in den Startlöchern. Die Bürgerinformationsveranstaltung dazu war erst der Auftakt. Es folgen umfassende Prüfungen der Umweltauswirkungen und etliche Genehmigungen wie z.B. nach BimSchG (Bundes-Immissionsschutzgesetz) sind erforderlich. Nur wenn dieses Projekt auch finanziell für die Weiterentwicklung Hagenows interessant sein kann, soll es weiterverfolgt werden.

In diesem Zusammenhang macht der Bürgermeister auf zahlreiche Projekte anderer Investoren in den umliegenden Dörfern und Gemeinden aufmerksam. Es gibt zur Zeit mehrere Solar- und Windprojekte in Planung in den Gemeinden rund um Hagenow wie z.B. in Hort, Moraas, Bakendorf, Warlitz/Pritzier. Auf diese hat die Stadt Hagenow natürlich keinen Einfluss. 

5. Wird der Wald in der Bekow abgeholzt um Windräder zu bauen?

Nein, laut Waldgesetz in MV dürfen für Windparks keine Wälder gefällt werden. Bei der ins Auge gefassten Projektfläche handelt es sich um die Ackerflächen zwischen dem Wald der Bekow und Scharbow. Zielstellung des Projektes ist daher ganz klar, dass kein einziger Baum zu Schaden kommt.

6. Ist unser Trinkwasser durch Schadstoffe gefährdet, wenn der Wind den Lack auf den Flügeln der Windräder abreibt?

Aus zwei Gründen nicht. Zum einen ist der Abrieb von Windrädern bundesweit im Vergleich zu anderen Quellen wie Autoreifen oder Schuhsohlen von der Menge her zu vernachlässigen. Zum zweiten ist die Bekow auch nicht das Trinkwassereinzugsgebiet der Stadtwerke. Das Hagenower Trinkwasser kommt von südlicher Richtung aus Pätow, Warlitz und Toddin.

7. Wie wird der Rückbau der Windräder nach 20 oder 25 Jahren gewährleistet?

Die Windparkprojektgesellschaften legen selbst 300.000 bis 500.000 € je Windrad als Rückbaureserve zur Seite und sichern diese Summen darüber hinaus zusätzlich über Bankbürgschaften ab.

8. Wie wird die Tierwelt geschützt? Werden Großvögel für den Windpark vertrieben?

Nein, der Regionalkoordinator für Seeadler in der Region West des Landes, René Feige, ist mit der Vogelkartierung beauftragt und hat das Verfahren auf dem Bürgerforum erläutert. Es gibt klare Abstände, die einzuhalten sind. Im Zweifel wird auch ein Windrad weniger gebaut, wenn z. B. ein Rotmilan seinen Horst innerhalb dieser Abstandsradien hätte. Im Rahmen der Genehmigungsverfahren werden Klein- und Großvögel über einen langen Zeitraum großflächig kartiert.

9. Gibt es alternative Flächen im Gemeindegebiet Hagenow?

Unter Berücksichtigung aller Bedingungen wie Größe, Siedlungsabstände, Natur etc. gibt es keine weiteren geeigneten Flächen.

10. Kann man auch einen Solarpark statt eines Windparks bauen?

Nein, denn Vor- und Nachteile stehen hier in einem schlechteren Verhältnis. Nicht nur finanziell gesehen,sondern auch vom Flächenverbrauch. Neun Windräder produzieren ca. 65 Megawatt an Strom, dafür bräuchte man einen Solarpark von 65 Hektar, was mehr Fläche verbraucht und die Ackerflächen für die Landwirtschaft ebenfalls nicht mehr nutzbar macht.

11. Wann und wo gibt es weitere Informationen?

Weitere Informationen erhalten Sie demnächst, denn die Stadtwerke als Vorhabenträger werden in Kürze eine Internetseite mit Karten, Zeitplänen und weiteren Informationen online schalten. Hier bleiben alle Interessierten dann stets auf dem Laufenden.